„Das Gesetz ändert sich, das Gewissen nicht.“ – Mit dieser Aussage Sophie Scholls aus dem Verhör nur vier Tage vor der Hinrichtung des Geschwisterpaares am 22. Februar 1943 in München leitete Renate Deck die Führung auf dem Geschwister-Scholl-Lehrpfad zu den „Lebensspuren einer Kindheit“ in Forchtenberg ein. Die Klasse 2BFP1 hatte sich gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Frau Beate Dimler vorgenommen, nach den Eindrücken von Anne Franks Tagebuch im Deutschunterricht nun auch die Kehrseite, die heimische Widerstandstandbewegung gegen das nationalsozialistische Regime des dritten Reiches, näher kennenzulernen.
Die Wiege der beiden berühmten Geschwister steht in Forchtenberg. Besonders Sophie Scholl ist landläufig als die wohl bekannteste deutsche Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus in die Geschichtsbücher eingegangen. Gerade im zarten Alter von 21 Jahren begann sie ihren Kampf gegen das Unrecht und die daraus entstehenden Verletzungen der Menschenwürde.
Geboren und aufgewachsen in Forchtenberg als Tochter des hiesigen Bürgermeisters war sie umringt von fünf Geschwistern. Frau Deck erzählt von einer behüteten Kindheit: den wöchentlichen Badetagen und den warmen Brezeln beim Bäcker. Sie berichtet von einer jungen Frau mit einem wachen Geist, großer Naturverbundenheit und Religiosität. 1930 siedelt die Familie nach Ludwigsburg über und bald darauf wird ihr Studium der Philosophie und Biologie in München zur wichtigsten und letzten Station in ihrem Leben. Zusammen mit Kommilitonen verteilt sie ab dem Frühjahr 1942 ihre „Flugblätter der Weißen Rose“ in verschiedenen Städten. Sie wurde aufgrund ihres Engagements, einer Zivilcourage, die noch heute beispielhaft ist, von den Nationalsozialisten am 18. Februar 1943 in der Münchener Universität verhaftet und vier Tage später durch das Fallbeil hingerichtet. In diesem Jahr, am 9. Mai, wäre Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden.
Die weiße Rose ist ein Symbol der Erinnerung – eine Pflanze, die für Unschuld und unerfüllte Sehnsüchte steht. Jeden Morgen beim Gang zur Schule können wir sowohl die Hans- als auch Sophie-Scholl-Rose vor dem Schulgebäude betrachten. Sie setzt ein Zeichen gegen das Vergessen, ein Zeichen, dass es wichtig ist, dass sich jeder Einzelne der Moral verpflichtet. So endet auch die Begehung des Lehrpfades mit den berührenden Worten Sophie Scholls: „Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz. Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig.“
Wir bedanken uns bei Renate Deck für einen spannende und eindrucksvollen Rundgang durch Forchtenberg!